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360 Grad Feedback – Der Ablauf

Die 360 Grad Beurteilung erfreut sich immer größer werdender Beliebtheit, um vorhandene Fähigkeiten und Potentiale der Mitarbeiter festzustellen. Anhand der Ergebnisse ist es möglich, Potentiale zu entdecken und diese weiterentwickeln zu können. Findet eine 360 Grad Beurteilung statt, geht die Methodik über die klassischen Feedbackgespräche mit der Führungskraft hinaus, da sich die Beurteilung nicht nur auf die Bewertung des Chefs bezieht, sondern ebenso auf andere Mitarbeiter und Kunden. Die 360 Grad Beurteilung bringt neben ihren zahlreichen Vorteilen aber auch einige Nachteile mit sich. Welche das sind und wie eine 360 Grad Beurteilung überhaupt konkret aussieht, wird im folgenden Text erläutert.

Was steckt hinter der 360 Grad Beurteilung?

Bei dieser Art von Beurteilung geht es darum, einen „Rundum-Blick“ über vorhandene Kompetenzen, Potentiale und auch Schwachstellen zu gewinnen. Hierbei wird jedoch aus unterschiedlichen Perspektiven bewertet, statt nur aus der Sicht des Vorgesetzten. Dem Konzept dieser Methode gelang in den Achtzigerjahren in den Vereinigten Staaten der Durchbruch und wird seitdem immer häufiger genutzt. In Deutschland wird die 360 Grad Beurteilung in Konzernen wie exemplarisch der Allianz oder von Bayer verwendet, um das Potential der Mitarbeitenden voll auszuschöpfen.

Die vier Stufen der 360 Grad Beurteilung

Die 360 Grad Methode lässt sich in vier Stufen, die aufeinander aufbauen, einteilen. An erster Stelle stehen die Vorbereitung und das dazugehörige Briefing. In diesem ersten Schritt werden die Feedbackgeber bestimmt. Des Weiteren wird über den konkreten Ablauf der Methode gesprochen, sodass alle Teilnehmenden umfassend informiert werden können. Außerdem findet eine Aufklärung bezüglich des Datenschutzes statt, sodass allen Feedbackgebenden bewusst ist, wie sie mit den Daten umgehen sollen. Es kann auch thematisiert werden, inwiefern es möglich ist, die Bewertung zu anonymisieren, damit es nicht zu Konflikten kommt, wenn die Geber des Feedbacks Kritik ausüben. Wichtig ist, dass die Mitarbeiter darüber informiert werden, was das Ziel der 360 Grad Beurteilung ist – nämlich eine umfassende Diagnostik über Kompetenzen und Potentiale. Es folgen Analyse und Auswertung.

360 Grad Feedback - Der Ablauf
Bild von Anemone123 auf Pixabay

Nachdem die Fragebögen ausgefüllt wurden, bestenfalls online – etwa mithilfe von mercer│mettl, werden die Ergebnisse zusammengetragen und ausgewertet. Für die Auswertung werden häufig Schaubilder erstellt, die eine deutlich erkennbare Übersicht gewährleisten. Dieser Schritt wird auch als Reportingphase bezeichnet. Damit es dem Mitarbeiter, der die Beurteilung erhält, gelingt, das Ergebnis nachvollziehen, um sich selbst aufgeschlossen reflektieren zu können, ist bei der Darstellung der Ergebnisse auf eine gewisse Transparenz zu achten, damit der betroffene Mitarbeiter versteht, wie bestimmte Ergebnisse zustande gekommen sind.

Im Anschluss erfolgt die Stufe des Debriefings und der Umsetzung. Selbstverständlich sollte nach einem Feedback Maßnahmen und Mittel genutzt werden, um mögliche Schwachstellen auszubessern. Denkbar sind beispielsweise Schulungen und Fortbildungen für Mitarbeiter, deren Kompetenzen und Fähigkeiten in bestimmten Bereichen als ausbaufähig eingestuft wurden.

Ein Unterschied zu anderen Feedbackformen besteht darin, dass auch Bewertungen von externen Personen miteinbezogen werden. Diese externen Personen können Geschäftspartner oder auch Kunden sein. In diesem Fall ist jedoch abzuwägen, ob eine Beurteilung von Externen sinnvoll ist oder eher weniger, da nicht jeder Mitarbeiter aufgrund seiner Aufgabenbereiche viel Kundenkontakt pflegt, sondern eher intern tätig ist.

Wie erfolgt die Bewertung?

Der klassische Weg, Feedback zu erhalten, erfolgt mithilfe von standardisierten Fragebögen. Diese erleichtern die Auswertung, die anschließend folgt, wenn einige Fragebögen zusammengekommen sind. Zusätzlich zu den Fremdeinschätzungen erfolgt auch eine Selbsteinschätzung. Am Ende stehen sich Selbsteinschätzung und Fremdbild gegenüber. Nun kann eine gemeinsame Analyse mit dem Vorgesetzten erfolgen, sodass ein umfassendes Bild über Kompetenzen, Fähigkeiten und Stärken sowie über Potential zur Entwicklung und über Schwächen, an denen gearbeitet werden muss, entworfen wird.

Worauf kommt es beim 360 Grad Feedback an?

Beim 360 Grad Feedback geht es insbesondere darum, dass erbrachte Leistungen und Fähigkeiten aus verschiedenen Perspektiven bewertet werden. Es ist darauf zu achten, dass die Personen, die einen Mitarbeiter bewerten, regelmäßig mit eben diesem zu tun haben, beispielsweise Führungskräfte, direkte Arbeitskollegen, die Mitglieder aus dem Team für ein bestimmtes Projekt, an dem gerade gearbeitet wird, und ebenso Kunden.

Die Vorteile der Methode

Ein Vorteil der 360 Grad Beurteilung besteht darin, dass mehrere Personen als Feedbackgeber fungieren können und daher ein umfassenderes Bild entsteht. Des Weiteren ist es durch die Bewertung der verschiedenen Menschen einfacher, mögliches Potential zu entdecken und entsprechend zu fördern. Möglicherweise haben einige Mitarbeiter Fähigkeiten, von denen der Vorgesetzte noch gar keine Kenntnis hatte, obwohl diese sehr wichtig für das Unternehmen sein können und dementsprechend eingesetzt werden sollten.

Die Nachteile der Methode

Den Vorteilen stehen jedoch auch einige negative Kritikpunkte gegenüber, beispielsweise, dass die 360 Grad Beurteilung viel Aufwand mit sich bringt. Fragebögen müssen entwickelt und ausgebaut werden. Zudem müssen alle Ergebnisse zusammengetragen und analysiert werden. Auch wenn die Methode viele Vorteile hat, ist der Aufwand definitiv nicht zu unterschätzen. Eine Lösung können hier 360-Grad-Tools sein, wie sie auch auf mettl.com zu finden sind. Hier erfolgt der Prozess automatisiert.

Das Fazit

Das 360 Grad Feedback bietet durch die Befragung mehrerer Personen eine Art „Rund-um-Blick“ über erbrachte Leistungen, vorhandene Kompetenzen und Fähigkeiten, aber auch über Schwachpunkte und Aspekte, an denen gearbeitet werden muss, damit eine Weiterentwicklung stattfinden kann. Zudem ist es wichtig, die Technik transparent und nachvollziehbar zu gestalten, damit Mitarbeiter sich durch das 360 Grad Feedback nicht unter Druck gesetzt fühlen, sondern verstehen, dass es für sie eine Möglichkeit bietet, sich selbst zu reflektieren, um Schwachstellen zu verbessern und vorhandenes Potential ausbauen zu können. Grundlage für ein erfolgreiches Feedback ist eine Vertrauensbasis und eine offene, respektvolle Kommunikation. Des Weiteren sollte bedacht werden, inwiefern man die Anonymität wahren kann, damit Mitarbeiter eine ehrliche Beurteilung abgeben können, ohne, dass es zu einem Konflikt kommt. Außerdem ist es sinnvoll, die positiven Aspekte der Methode hervorzuheben, beispielsweise, dass das gewonnene Feedback eine optimale Grundlage bietet, die Selbsteinschätzung mit der Bewertung durch andere abzugleichen und eventuelle Potentiale zu entdecken, die es auszubauen gilt.

Nichtsdestotrotz sollte nicht außer Acht gelassen werden, dass die 360 Grad Beurteilung als Instrument zum Gewinn von Feedback einen hohen Aufwand mit sich bringt, da die Fragebögen erstellt und ausgewertet werden müssen. Im Gesamten ist die 360 Grad Beurteilung trotz des Aufwandes eine geeignete Methode, um einen Überblick zu gewinnen, wo die Stärken eines Mitarbeiters liegen und woran der betroffene Mitarbeiter noch arbeiten kann, um seine Leistung zu optimieren.
Bei jedem Schritt der Methode ist es zudem relevant, dass Offenheit und Transparenz herrscht, damit Mitarbeiter die Ergebnisse akzeptieren und ergebnishaltige Schlüsse ziehen können.