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Maschinelle Übersetzung und die Zukunft der Übersetzungsbranche

Spracherkennungs- und Übersetzungsprogramme sind auf dem Vormarsch. War etwa Google Translate bis vor wenigen Jahren noch nahezu unbrauchbar, liefert es – vor allem für gängige Sprachkombinationen – mittlerweile überraschend gute Ergebnisse. So manch einer fragt sich unter diesen Umständen natürlich, ob sich das Beauftragen von teuren menschlichen Übersetzer/innen daher überhaupt noch lohnt. Welchen Einfluss maschinelle Übersetzung auf die Branche hat und wie Ihre Zukunft aussehen könnte, erfahren Sie hier.

Rasant fortschreitende Entwicklungen bei künstlicher Intelligenz

Google und andere Unternehmen arbeiten mit Nachdruck an der Entwicklung und Verbesserung von künstlicher Intelligenz. KIs wie AlphaGo Zero machen regelmäßig Schlagzeilen, weil sie ihre menschlichen Gegner im Handumdrehen übertrumpfen. Jahrelanges Training und Erfahrungswerte scheinen unbedeutend zu werden Angesichts der Tatsache, dass künstliche Intelligenzen durch Einspielen vorhandener Daten viel schneller in der Lage sind, Algorithmen zu erkennen und entsprechend zu handeln.

Maschinelle Übersetzung

Übersetzungsprogramme arbeiten ähnlich: Anhand möglichst großer Datensätze versuchen Sie, möglichst akkurate Übersetzungen zu erstellen. Durch menschliches Feedback lernen sie dabei laufend hinzu und verbessern ihre Treffergenauigkeit. Sind Übersetzer/innen also bald ihre Jobs los?

Stark eingeschränkte Fähigkeiten von maschinellen Übersetzungsprogrammen

Die Leistungen, die KIs erbringen, mögen teilweise sehr beeindruckend sein und Viele stellen infrage, inwieweit diese menschliche Arbeit ersetzen werden. Während dies zwar kein auf lange Sicht kein kategorisch ausschließbares Szenario ist, sollte jedoch bedacht werden, dass künstliche Intelligenzen bis heute jeweils immer nur ein Gebiet sehr gut beherrschen – so kann AlphaGo Zero bis heute nur das: Go spielen. Ähnlich verhält es sich mit Übersetzungsprogrammen.

Diese können nur übersetzen, wobei es sich dabei mehr um eine Übertragung handelt. Damit ist gemeint, dass diese Programme schlicht nach einem Wörterbuch und Häufigkeiten arbeiten. Meist scheitern sie daher schon an mehrdeutigen Wörtern oder komplizierten Satzstrukturen. Bis heute kann letztendlich nur ein menschliches Auge entscheiden, ob ein Begriff passend ist, da nur dieses den entsprechenden Kontext richtig in Bezug setzen kann.

Durch Algorithmen, welche ähnliche Begriffe kategorisieren, sollte dieses Problem zwar behebbar sein, jedoch fehlt hierfür schlicht eine ausreichende Menge an Material, welches überhaupt erst eingespeist werden könnte. Für alltägliche Gespräche und einfache Texte, von denen es eine schier unendliche digitalisierte Zahl gibt, funktionieren zuverlässige Übersetzungen hier bereits oft ganz gut, Fachübersetzungen – zum Beispiel aus den Bereichen Medizin, Jura oder den unterschiedlichen Wissenschaften – überfordern Übersetzungsprogramme jedoch schon nach kurzer Zeit. Zu spezifisch sind die Fachbegriffe und die Formulierungen.

Nicht zuletzt ist die gelungene Übersetzung auch stark von der Sprachkombination abhängig, denn während Übersetzungen für Englisch-Spanisch sehr häufig benötigt werden, ist die Kombination Tagalog-Farsi vergleichsweise selten gefragt – entsprechend unerfahren sind Übersetzungsprogramme hier. All diese Faktoren – das mangelnde Verständnis von Kontext, das Unzureichende Ausgangsmaterial für Fachübersetzungen und zu geringe Erfahrung mit dem Übersetzen von weniger verbreiteten Sprachen – führen dazu, dass die maschinelle Übersetzung alleine bis heute rein für den Privatgebrauch geeignet ist – und dies in absehbarer Zeit auch so bleiben wird.

Hybrid-Translation: Ein Fortschritt für die Übersetzungsbranche

Viele sehen in maschineller Übersetzung Konkurrenz zu den professionellen Übersetzer/innen, welche damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Doch moderne Übersetzungsmethoden greifen gerne auch auf Übersetzungsprogramme zurück. Diese bringen nämlich in Verbindung mit menschlichen Übersetzer/innen deutliche Vorteile mit sich. Dieser Vorgang nennt sich Hybrid-Translation. Dafür lassen professionelle Übersetzer/innen ihren Auftrag zunächst von einem Programm übersetzen. Dieses leistet bei einfachen Formulierungen meist bereits sehr zuverlässige Arbeit und kann auch Satzstrukturen oft zumindest annähernd richtig übertragen.

Die Übersetzer/innen nehmen sich dann nach der Übertragung der eigentlichen Übersetzung an: (Fach-)Begriffe richtig einsetzen, den Satzbau so stellen, dass er muttersprachlich klingt, einen flüssigen und ansprechenden Text gestalten. Nicht zuletzt wird der Text auch lokalisiert. Das bedeutet, dass nicht nur der Inhalt entsprechend seines Fachgebiets aufbereitet wird, sondern dieser auch an die fremdsprachige Zielgruppe unter Berücksichtigung von kulturellen Eigenheiten angepasst wird. Vor allem bei der Lokalisierung handelt es sich um einen Schritt, den Übersetzungsprogramme zum heutigen Stand schlicht nicht übernehmen können. Zu viel Allgemeinwissen und kulturelles Feingefühl sind notwendig, um dabei ansprechende Ergebnisse erzielen zu können.

Das Grundgerüst, welches die Übersetzungsprogramme den Übersetzer/innen jedoch liefert, sorgt dafür, dass der Auftrag deutlich schneller fertiggestellt werden kann, ohne Einbußen bei der Qualität in Kauf zu nehmen. So kann der stetig steigenden Nachfrage nach Übersetzungen – laut dem Projektmanager des Online-Übersetzungsbüros Linguation beträgt der Zuwachs jährlich etwa 20% – überhaupt erst nachgekommen werden, während günstige Konditionen für die Kund/innen garantiert werden.