Ein Großteil der Schüler hat seit Beginn der Pandemie im Jahr 2020 über die Hälfte des Präsenzunterrichts verpasst. Darüber hinaus blieben Jugendzentren, kulturelle Einrichtungen sowie Sportvereine über einen langen Zeitraum hinweg geschlossen. Nun hat die Bundesregierung ein Corona-Hilfspaket für Kinder und Jugendliche auf den Weg gebracht, welches den Schaden möglichst umfangreich begrenzen soll.
Zurück in einen geregelten Alltag
Unter der Führung der einstigen Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) wurde das Corona Aufholprogramm für Schüler verabschiedet. Giffey selbst sieht darin ein klares Bekenntnis seitens der Bundesregierung zu Familien sowie Kindern und Jugendlichen. Erklärtes Ziel ist es, wieder ein „unbeschwertes Aufwachsen“ sowie einen „geregelten Alltag“ zu ermöglichen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) erklärte hierzu, dass jedes Kind eine gute Bildung sowie die bestmöglichen Chancen im Bereich der persönlichen Entwicklung erhalten solle.
Bereitstellung von zwei Milliarden Euro
50 Prozent des Unterstützungspakets sind für den „Abbau von Lernrückständen“ vorgesehen. Dabei fließen rund 320 Millionen Euro in das Engagement von Bundesfreiwilligendienstleister an Schulen, die Schulsozialarbeit sowie in sogenannte Lernmotoren. Das restliche Geld kommt Kitas, außerschulischen Initiativen, Kinder- und Jugendfreizeiten sowie bedürftigen Familien in Form eines Kinderfreizeitbonus zugute. Die zweite Milliarde fließt unter anderem mit einem Volumen von 10,9 Millionen Euro in direkte Lernhilfen für Schüler bis Ende 2022. Daraus ergibt sich für diesen Zeitraum pro Kopf ein Lernhilfebetrag in Höhe von 92 Euro.
Bund und Länder sind hier der Auffassung, dass nicht jedes Kind eine Förderung benötigt, wodurch der Pro-Kopf-Betrag für andere Schüler ansteigt. Die Niederlande investieren hingegen 8,5 Milliarden Euro in ein Corona Aufholprogramm für Schüler, obwohl sie im Vergleich zu Deutschland lediglich ein Fünftel der Einwohnerzahl vorzuweisen haben. Das Hilfspaket der Bundesregierung ist das Ergebnis eines politischen Machtpokers und kann sich nicht auf eine konkrete Bedarfsermittlung stützten.
Pädagogen und Bildungsforscher fordern passgenaue Unterstützung
Die Bildungsministerin ließ verlauten, dass jedes vierte oder fünfte Kind Unterstützung benötigt. Nach Auffassung einiger Bildungsforscher entbehrt diese Einschätzung jedweder Grundlage. Wie der Bildungsforscher Olaf Köller erklärte, könne bisher nicht gesagt werden, welche Jahrgänge beziehungsweise welche Schüler eine besondere Förderung benötigen. Vielmehr sei es wichtig, dass die einzelnen Bundesländer systematisch Lernstanderhebungen nutzen, um eine passgenaue Unterstützung realisieren zu können.
Das Grundgesetzt verbietet es, dass der Bund die Milliarden direkt weiter verteilt. Diese Aufgabe obliegt den Ländern. Um das Gesetz zu umgehen, überlässt die Bundesregierung den Ländern mehr Einnahmen aus der Umsatzsteuer. Den außerschulischen Jugendbereich kann der Bund hingegen selbst beeinflussen und das Geld ausgeben.
Andere Länder, andere Pläne
Jedes Bundesland hat ganz eigene Pläne, wie es den erhaltenen Anteil der auf den Weg gebrachten Lernmilliarde verwenden möchte. Zudem sind einige Kultusministerien in ihren Planungen bereits weiter als andere. So hat zum Beispiel Hamburg schon im Jahr 2020 ein Fördersystem mit 13 Millionen Euro pro aufgelegt. Das zusätzliche Geld der Bundesregierung beschleunigt hier die Unterstützung von Schülern erheblich. Auch Hessen hat ein eigenes 60-Millionen-Paket ins Leben gerufen und fördert damit etwa die Online-Nachhilfe oder die Hausaufgabenbetreuung.
Nahezu alle Bundesländer setzen auf die Unterstützung durch pensionierte Lehrer, Lehramtsstudierende oder Vereine und Stiftungen. Gleichzeitig sind kommerzielle Nachhilfeanbieter in dieser Zeit sehr stark nachgefragt.